Medienmitteilung von ICT Berufsbildung Schweiz zum ICT Fachkräftemangel
08.09.2022Bis 2030 wird in der Schweiz eine Lücke von 38’700 ICT-Fachkräften entstehen, wie die neuste Studie von ICT-Berufsbildung Schweiz zeigt. Dies trotz verstärkter Anstrengungen in der Nachwuchsförderung. Die Berufsbildung ist als grösste Zubringerin der Schlüssel zur Deckung des Fachkräftebedarfs. Denn 79 Prozent aller ICT-Abschlüsse haben ihren Ursprung in der Berufsbildung. Die Lehrstellenquote muss von 5.9 auf 8.1 Prozent erhöht werden, um den steigenden ICT-Fachkräftebedarf zu sichern.
Seit 2010 untersucht der nationale Verband ICT-Berufsbildung Schweiz zweijährlich die Fachkräftesituation im Berufsfeld der «Informations- und Kommunikationstechnologien» (ICT) und erstellt eine Entwicklungsprognose für die kommenden acht Jahre. Die aktuelle Studie weist erneut ein überdurchschnittliches Wachstum des Berufsfelds aus: 2021 ging eine rekordhohe Zahl von 246’400 Personen einer ICT-Tätigkeit nach. Dies sind 40.5 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Die COVID-19-Pandemie führte im Jahr 2020 zwar zu einem Beschäftigungsrückgang um 1.7 Prozent, dieser war jedoch bereits ein Jahr später wieder überkompensiert.
Zunehmender Mangel im Bereich ICT Security Bis ins Jahr 2030 braucht die Schweiz aufgrund von Pensionierungen, Abwanderungen und der digitalen Transformation insgesamt 119’600 zusätzliche ICT-Fachkräfte (Brutto-Fachkräftebedarf). Davon betroffen sind alle ICT-Berufe, im Bereich ICT Security ist jedoch eine besonders starke Beschäftigungsdynamik zu verzeichnen. Seit 2010 hat sich die Zahl der Security-Fachkräfte auf 5’100 verdreifacht. Trotz dieses Wachstums werden bis 2030 60 Prozent zusätzliche ICT-Security-Fachkräfte benötigt. Um diesem Bedarf nachzukommen, hat ICT-Berufsbildung Schweiz in Zusammenarbeit mit der Wirtschaft und der Schweizer Armee den eidgenössischen Fachausweis «Cyber Security Specialist» entwickelt. Seit dessen Einführung 2019 hat sich die Anzahl Prüfungskandidat/innen jährlich verdoppelt. Auch in der Mediamatik konnte der Mangel durch proaktive Bildungsoffensiven abgemindert werden.
Die Berufsbildung ist der Schlüssel zur Deckung des Fachkräftebedarfs Die bisherigen Ausbildungsanstrengungen zeigen Wirkung: 37’800 ICT-Fachkräfte aus dem Bildungssystem werden bis 2030 zur Verfügung stehen. Kombiniert mit einer erwarteten Zuwanderung von 43’600 verbleibt so eine Lücke von 38’700 ICT-Fachkräften (Bildungsbedarf). Die Berufsbildung ist dabei mit Abstand die grösste Zubringerin an ICT-Fachkräften auf allen Bildungsstufen. Sechs von zehn ICT-Lernenden absolvieren innerhalb von fünf Jahren nach Lehrabschluss eine tertiäre Ausbildung. An den Fachhochschulen verfügen sogar rund zwei von drei Studierenden im Bereich der ICT über einen Berufsbildungsabschluss. Somit haben insgesamt 79 Prozent aller ICT-Abschlüsse ihren Ursprung in der Berufsbildung. Andreas W. Kaelin, Präsident von ICT-Berufsbildung Schweiz, hebt hervor: «Nur dank der Berufsbildung können der Wirtschaft die ICT-Fachkräfte zugeführt werden, die für die Prosperität und Innovationskraft der Schweiz notwendig sind.»
Lehrstellenquote von 8.1 Prozent anzustreben Die Zahl der ICT-Lernenden ist 2021 durch die intensive Lehrstellenförderung schweizweit auf 10’414 gestiegen. Im Verhältnis zur Zahl der Vollzeitäquivalente im ICT-Berufsfeld (176’500) ergibt dies eine Lehrstellenquote von 5.9 Prozent. Langfristig sollte dieser Wert auf 8.1 Prozent ansteigen, um den prognostizierten ICT-Fachkräftebedarf durch inländisch ausgebildeten Berufsnachwuchs decken zu können. «Spätestens mit neun ICT-Beschäftigten sollten Betriebe die Bereitstellung einer ICT-Lehrstelle eingehend in Betracht ziehen – egal in welcher Branche sie tätig sind», empfiehlt Serge Frech, Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz.
Der ICT-Fachkräftemangel betrifft die ganze Volkswirtschaft Zwei von drei ICT-Fachkräften arbeiten ausserhalb der ICT-Kernbranche. Diese Querschnittsfunktion unterstreicht die enorme ökonomische Bedeutung des Berufsfelds. Die Schweizer Wirtschaft hat die Bedeutung der Berufsbildung zur Sicherung des Fachkräftenachwuchses erkannt. Bei der Schweizerischen Post und Swisscom ist man sich einig, dass sich die Investition in die Berufsbildung langfristig lohnt. Deshalb haben sich beide Unternehmen an der Konzipierung des neuen Berufs «Entwickler/in digitales Business EFZ» beteiligt und werden ab 2023 entsprechende Lehrstellen anbieten. Dank der Durchlässigkeit der Bildungslandschaft ist für qualifizierten Fachkräftenachwuchs auf allen Bildungsstufen gesorgt. «In Kombination mit der Passerelle und der Berufsmaturität ermöglicht die berufliche Grundbildung den Hochschulen eine grosse Studierendenschaft, die zudem eine fundierte Praxisausbildung mitbringt», sagt Prof. Dr. René Hüsler, Mitglied des Executive Committee von digitalswitzerland und Direktor des Departements Informatik sowie stellvertretender Rektor der Hochschule Luzern (HSLU).
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